Update-Freitag: DDoS, aufgeschaltete Domains und Status-Seite

Am letzten Wochenende wurden wir seit langer Zeit einmal wieder stärker mit DDoS-Angriffen belästigt. Das (beliebte) Ziel war die IP-Adresse, die wir zum Aufschalten von Domains benutzen (212.83.45.137). Bei kleineren DDoS-Angriffen ist die Standard-Lösung: unsinnige Pakete filtern (im Idealfall direkt am Switch) und fertig. Wenn das Angriffs-Volumen allerdings ein gewisses Maß übersteigt greift automatisch eine weitere Maßnahme: Nullrouting. Nullrouting ist „DIE“ Methode, um große DDoS-Angriffe abzuwehren: die Pakete an die angegeriffene IP werden schlicht von dem Netzwerk-Equipment nicht weitergeleitet. Große und kleine Anbieter nutzen diese Methode immer dann, wenn die Bandbreite des Angriffs so groß wird, dass das Filtern nichts mehr hilft.

Das Problem beim Nullrouting ist: wenn die IP-Adresse 212.83.45.137 wegen Nullrouting (aufgrund eines DDoS-Angriffs auf eine aufgeschaltete Domain) nicht mehr erreichbar ist, dann sind alle aufgeschalteten Domains nicht mehr erreichbar. Genau das war auch am letzten Wochenende der Fall, weshalb wir später noch eine Liste weiter IP-Adressen herumgeschickt haben, die als Alternative verwendet werden konnten und weiterhin online waren.

Um in Zukunft eine stabilere Aufschaltung von Domains gewährleisten zu können haben wir uns einfacher Mathematik bedient: „Ziehen ohne zurücklegen und ohne der Beachtung der Reihenfolge“ (n über k). Haben wir es damals nicht in der Schule geliebt?

Wir haben einen Block von IP-Adressen (bspw. 192.168.0.2 bis 192.168.0.50) in unseren „Pool“ gelegt. Jedes Mal, wenn eine Domain aufgeschaltet wird, ziehen wir aus diesem Pool eine Liste von 4 IP-Adressen und prüfen, dass diese Kombination bisher noch nicht vergeben wurde. So erhält jeder Kunde eine individuelle Liste von IP-Adressen, die nur für ihn „reserviert“ ist. Bei dem Aufschalten der Domain wird diese IP-Liste im DNS für die Domain eingetragen.

Wenn nun ein DDoS-Angriff stattfindet gibt es zwei Möglichkeiten (wir betrachten nur den Fall, dass der Angriff stark ist):

1. der Angreifer greift nur eine einzelne IP-Adresse an: diese IP-Adresse wird durch Nullrouting abgeschaltet. Da für die aufgeschaltete Domain mehrere IP-Adressen eingetragen sind, benutzt der Browser die nächste IP-Adresse aus dem DNS.
2. der Angreifer greift alle IP-Adressen für diese aufgeschaltete Domain an: es werden alle IP-Adressen mit Nullrouting abgeschaltet. In diesem Fall ist die aufgeschaltete Domain nicht zu erreichen – allerdings kann (durch den Vergleich mit der IP-Liste) identifiziert werden, welche Domain das Ziel des Angriffs war und weitere Maßnahmen ergreifen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass alle anderen aufgeschalteten Domains weiterhin funktionieren, da die IP-Listen nicht ganz, sondern höchstens teilweise gleich sind. Schöner wäre es noch, wenn wir die IP-Adressen für die aufgeschalteten Domains dynamisch verwalten könnten, denn dann würden wir auch Fälle wie Nr. 2 behandeln können (durch Austausch von IP-Adressen) und bei Nr. 1 die Verbindungszeiten reduzieren (durch Entfernen von IP-Adressen), aber leider ist eben genau das bei aufgeschalteten Domains nicht möglich.

Das Formular zum Aufschalten von Domains haben wir für diese Änderung natürlich auch deutlich überarbeitet. Es lassen sich nun auch (mit Premium-Paket) direkt E-Mail-Dienste für Domain-Aufschaltungen konfigurieren, das war vorher nur über ein gesondertes Menü machbar.

In dem Zusammenhang haben wir noch einige Änderungen am internen Netzwerk an der Kommunikation der Webspace-Server untereinander vorgenommen, so dass die interne und externe Kommunikation besser getrennt ist. Ein eingehender DDoS-Angriff führt nun nicht mehr zu kurzzeitigen Fehlermeldungen von „Fehler 503“ o.ä.

Zu guter letzt haben wir uns auch berechtigte Kritik an der Status-Seite anhören müssen. Das Problem an der Status-Seite ist bisher, dass viele Ereignisse nicht automatisch auf der Status-Seite eingetragen werden. Bisher wurden die Informationen aus dem Monitoring darüber, welchen Status einzelne Dienste haben (und ggf. welche Probleme), nicht automatisch zu einem einheitlichen „Bild“ zusammengesetzt, was auf die Status-Seite übertragen werden kann. Unser Monitoring ist ein viel, viel komplexeres Gebilde als die Ansicht auf der Status-Seite und muss dementsprechend erst einmal eingedampft werden. Bisher haben wir dazu die Tools des Monitoring direkt verwendet, haben aber seit Monaten bereits an den Tools gearbeitet um die Monitoring-Daten aufzubereiten und daraus ein besseres Gesamtbild zu bauen – das dann automatisch auf die Status-Seite publiziert wird. Diese Tools werden wir in Kürze produktiv schalten, so dass die Status-Seite deutlich bessere Informationen enthält.

Und als winzige Kleinigkeit ist noch das LDAP-Modul für PHP installiert worden.

Wir posten Freitag Nachmittags einen kleinen Rückblick auf die Woche. Stay tuned und gucke auch nächste Woche wieder rein!

4 Kommentare

  1. Robert

    Merci für die Arbeit und Mühe 🙂

    • Phillipp

      Gerne geschehen!

  2. timse201

    Gilt dies nur für externe Domains oder auch über Lima bestellte?
    Und wird dies automatisch für bestehende Domains umgestellt oder sollten wir noch die dns Einträge resetten?

    • Phillipp

      Das gilt nur für externe Domains, die bei lima-city können wir ja (über unsere Nameserver) selber kontrollieren und die IPs austauschen.

      Für bestehende, aufgeschaltete Domains überlegen wir auch einen „Umstieg“ anzubieten, nur ist das nicht für jeden wichtig und wir müssen erst sehen, was für unerwartete Probleme noch auftreten. Aber ja: auch da soll natürlich die neue Methode zum Einsatz kommen.

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